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Zahlungsausfälle Immobiliensektor: Warum greift Chinas Regierung nicht ein?

Wieso tut die chinesische Regierung nicht mehr, um die Misere im Immobiliensektor zu stoppen? Alejandro Arevalo, Head of Emerging Market Debt bei Jupiter Asset Management, mit einer Einschätzung.

Evergrande ist auf spektakuläre Weise in Ungnade gefallen. Vor ein oder zwei Jahren wäre der Gedanke, dass ein so großer chinesischer Immobilienentwickler mit einem Schuldenberg von mehr als 300 Mrd. USD in Verzug geraten könnte, wenn nicht unmöglich, so doch ziemlich unwahrscheinlich gewesen. Wie wird sich diese Entwicklung fortsetzen?

Wir sind der Meinung, dass die Probleme im chinesischen Immobiliensektor größtenteils von den Behörden selbst verschuldet sind, die es zugelassen haben, dass sich die finanziellen Bedingungen so sehr verschärfen, dass das Land in der ersten Jahreshälfte einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen konnte. Dies hat zu mehreren Zahlungsausfällen in diesem Sektor geführt, und es könnten noch weitere folgen. Diese Ausfälle hätten leicht verhindert werden können: Die Regierung verfügt über ausreichende Mittel, um diese Unternehmen zu stützen und die Investoren zu beruhigen.

Wir nehmen an, dass sich die chinesische Regierung weiterhin weigern wird, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen, die den Gerüchten ein Ende setzen würden, und dass es zu weiteren Ausfällen kommen könnte. Bisher haben wir einige kleine Maßnahmen gesehen, die die Liquidität am Rande erhöhen sollen, wie z. B. die Beschleunigung von Hypothekenüberweisungen und eine Lockerung der Beschränkungen für die Verwendung von Kohle. Größere Eingriffe, welche die Misere stoppen könnten, wie etwa eine Senkung der Mindestreserveanforderungen der Banken oder eine Erhöhung der Gesamtsozialfinanzierung – Chinas wichtigstem Maßstab für Kredite und Liquidität – haben wir noch nicht gesehen.

Warum die Regierung nicht eingreifen will

Wir glauben, dass es Präsident Xi mit der Wirtschaftsreform ernst ist. China hat sich lange Zeit zu sehr auf unproduktive Infrastrukturausgaben verlassen, insbesondere im Immobilienbereich. Das hat dazu geführt, dass unrentable Bauträger riesige Schuldenberge angehäuft haben. Die „drei roten Linien“ der Regierung, d. h. die 2020 erstmals bekanntgegebenen Finanzkennzahlentests, mit denen Immobilienentwickler eingeschränkt werden sollen, sind ernst zu nehmen. Xi will echte wirtschaftliche Fortschritte erzielen, bevor ihm auf dem 20. Parteitag in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres eine dritte Amtszeit gewährt wird. Das bedeutet, dass der Immobiliensektor dieses Problem nicht durch die Aufnahme von noch mehr Schulden lösen darf, selbst wenn das mit mehr Zahlungsausfällen und niedrigerem Wachstum verbunden ist.

Ob diese harte Politik langfristig funktionieren kann, ist eine andere Frage. 80 Prozent des Vermögens der chinesischen Haushalte steckt im Immobiliensektor. Verluste werden dazu führen, dass der Konsum in den Aufbau von Ersparnissen umgelenkt wird. Das wiederum bremst das Wirtschaftswachstum und verlangsamt die von Xi angestrebte Umstellung auf eine konsumorientierte Wirtschaft. Die Regierung befindet sich auf einer Gratwanderung zwischen notwendigen Reformen und der viel gepriesenen „gemeinsamen Wohlstandspolitik“ der kommunistischen Partei.

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Wir gehen davon aus, dass die Gratwanderung weitergeht und wir weitere Volatilität und weitere Ausfälle im chinesischen Immobilienmarkt erleben werden. Es wird wahrscheinlich eine wesentliche Verschlechterung der Wirtschaftsdaten oder eine Art Schock nötig sein, bevor wir eine Lösung in Form eines staatlichen Eingriffs sehen.

 

Alejandro Arevalo
Alejandro Arevalo, Head of Emerging Market Debt, Jupiter Asset Management

Head of Emerging Market Debt
Jupiter Asset Management

Alejandro Arevalo ist als Head of Emerging Market Debt im Fixed Income Team auf Schwellenländeranleihen spezialisiert. Er begann seine Investmentkarriere 1998.

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