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Asien Investment 2018: Wende oder mehr vom Gleichen?

Robert Horrocks ist Chief Investment Officer der asiatischen Investmentboutique Matthews Asia. In seinem Gastbeitrag schreibt Horrocks über die Prognosen für die Finanzmärkte 2018 mit Schwerpunkt auf asiatische Ökonomien.

Die naheliegendste Prognose, was im kommenden Jahr geschehen wird, ist immer: „mehr vom Gleichen“. Oder anders gesagt: „den vorherrschenden Trends“ folgen. Deshalb ist die Versuchung groß, für 2018 folgende Prognosen zu treffen: Der Aktienmarkt in den USA wird weiter auf der Basis von wachsenden Gewinnmargen und bei ausbleibendem Lohndruck zulegen. Selbst dann, wenn die US-Notenbank Fed fortfährt, die Zinsen anzuheben. Das weltweite Wachstum wird sich weiterhin festigen. Europa wird einen starken Gewinnzuwachs erleben, während die Europäische Zentralbank (EZB) einen vorsichtigeren Kurs als die Fed fahren wird. Politische Nöte und Abspaltungsbestrebungen bleiben jedoch in Europa bestehen.

China und Japan werden ihre konjunkturbelebende Politik beibehalten. Das wird zu fortgesetztem Gewinnwachstum und steigenden Aktienmärkten führen – obwohl die Performance auf einige wenige Blue-Chip-Unternehmen und Aktien mit hohen Wachstumsraten beschränkt sein wird. Die Zuflüsse von Investorengeldern in Schwellenländern werden sich unverändert auf passive ETFs konzentrieren, welche die Bewertungen dieser Konzerne noch höher treiben werden.

ASEAN Regierungen ohne Währungsimpulse

Die Regierungen des Verbandes südostasiatischer Staaten (ASEAN) werden weiterhin vor Währungs- und steuerlichen Impulsen zurückschrecken. Ihre Volkswirtschaften werden sich daher unterdurchschnittlich entwickeln. Die Verbraucherausgaben in der Region werden hoch bleiben. Bitcoin wird über den Wert von  20.000, 30.000, 50.000 USD steigen, während Experten immer ausgefeiltere Wege finden, um einen inneren Wert dafür zu beschwören. Die Krypto-Währungen vermehren sich, und Unternehmen stellen fest, dass es sich lohnt, eher eine Währung als Aktien auf den Markt zu bringen.

Matthews Ausblick für die USA, Europa, Japan, China und die ASEAN-Staaten

Vielleicht wird sich die Welt so weiterentwickeln. Einige Teile dieser Vision dürften sogar wahrscheinlich sein. Doch manche Trends werden sich verlangsamen oder sogar ins komplette Gegenteil verkehren. Dazu zählt der Bullenmarkt in den Vereinigten Staaten. Der Aktienmarkt hat sich gut geschlagen, aufbauend auf einer Mischung aus niedrigen Leitzinsen und starkem Gewinnwachstum, das auf geringem Lohnanstieg basierte. Doch die Epoche des Niedrigzinses könnte allmählich zu Ende gehen.

Die politischen Maßnahmen der Regierung Trump – beispielsweise Teile der vom vorherigen Präsidenten Obama eingeführten Gesundheitsvorsorge zurückzunehmen und Steuern für die Mittelklasse zu erhöhen, um Steuernachlässe für Unternehmen zu finanzieren – muten wie die letzten Versuche an, mehr Geld aus der arbeitenden Bevölkerung zu pressen, Unternehmenserträge hoch und die Aktienmärkte am Laufen zu halten.

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Aufholjagd in Europa setzt sich fort

Wie das alles enden wird, ist ungewiss. Keine Fehler der Fed vorausgesetzt, sollte der US-amerikanische Aktienmarkt eher abflachen als steil fallen. Doch der Wechsel an der Spitze der Fed im Februar 2018 gibt Anlass zur Sorge. Der Anleihemarkt signalisiert über Zinsaufschläge über 2 und 10 Jahre bereits Vorsicht!

Europa könnte ein fortgesetztes, angemessenes Ertragswachstum erleben. Die EZB ist bemerkenswerterweise bei Zinserhöhungen geduldiger als die Fed. Die Volkswirtschaften in Europa arbeiten in wesentlich stärkerem Maße unter ihrem Potenzial. Deshalb sollte sich die Aufholjagd fortsetzen. Die unterdurchschnittlich abschneidenden Wirtschaften haben allerdings zu politischem Zank und Abspaltungen geführt. Die Frage der schottischen Unabhängigkeit, der Streit um den Brexit und zuletzt Katalonien sind dessen Ergebnis.

Asien Investment: Japan und China mit konjunkturellen Impulsen

Diese Probleme sind nicht gelöst und wahrscheinlich auf die ineffizienten Mechanismen zurückzuführen, mit denen Geldtransfers zwischen den wohlhabenderen Teilen der europäischen Wirtschaft und ärmeren Regionen geregelt werden. Ein Aufschwung in Europas Wirtschaft sollte dieses Problem verbessern, aber es bleibt doch bestehen. Die EZB muss deshalb vorsichtig sein, den Aufschwung nicht zu ersticken, bevor er überhaupt beginnt.

Japan und China werden ihre Volkswirtschaften weiter konjunkturell beleben. Japan hat die Möglichkeit, etwas aggressiver vorzugehen. China kann dagegen mit einer Inflation zwischen 2 und 3 Prozent leben. Ein wichtiger Aspekt von Asiens Wirtschaft in den vergangenen fünf bis sechs Jahren war der politische Wille, Arbeiter am Wirtschaftswachstum teilhaben zu lassen. Das unterscheidet Asien vom Westen. Die Mindestlöhne wurden stärker angehoben als die Wirtschaft wuchs. China hat diesen Trend angefangen, viele andere Länder Asiens sind gefolgt.

Kleine und mittelgroße Unternehmen profitieren

Aus einer relativen Perspektive betrachtet mag dieses Vorgehen auf die Gewinnspannen der Unternehmen gedrückt haben und den Aktienmarkt hinterherhinken lassen. Dies mag aber zugleich die Basis für eine nachhaltige Rally sein. Konjunkturbelebende Maßnahmen, Reflation, gestattet den Unternehmen, ihre Preise zu erhöhen. Das bringt Arbeiter in den Genuss eines nominalen Lohnanstiegs, selbst wenn ihre realen Löhne weniger stark wachsen. Auf diese Weise sind in China (das seit Ende 2016 Reflation einsetzt) und in Japan (das dies seit Anfang 2013 tut) die Unternehmensgewinne zurückgekommen und die Aktienmärkte der beiden Länder gestiegen. Es gibt keinen Grund, dass sich diese Entwicklung nicht fortsetzen sollte.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt und sich das Gewinnwachstum über verschiedene Branchen und Unternehmen verteilt, dann werden typischerweise kleine und mittelgroße Unternehmen profitieren. Gleichzeitig könnten die Aufschläge, die Anleger noch für Mega-Caps und Unternehmen mit hohen Wachstumsraten zahlen, schrumpfen.

Indien und Indonesien mit Nachholbedarf

Dieser Trend sollte aber nicht auf Nordasien beschränkt bleiben. In vielerlei Hinsicht sind die ASEAN-Länder viel besser für reflationäre Politik gerüstet: Thailand hat einen großen Leistungsbilanzüberschuss und eine niedrige Kerninflation. Indien und Indonesien haben ihre strukturell hohen Inflationsraten auf moderate Stufen gesenkt. Die Regierungen haben Möglichkeiten, die Wirtschaft sowohl durch geld- als auch währungspolitische Maßnahmen zu stimulieren, ohne dabei ihre Währungen in Mitleidenschaft zu ziehen. Indonesien war sogar in der Lage, eine überraschende Zinssenkung vorzunehmen, ohne die Landeswährung Rupie zu gefährden.

In anderen Teilen Asien sind die lokalen Währungen relativ stark gegenüber dem US-Dollar geblieben. Matthews geht daher nicht davon aus, dass der US-Dollar 2018 eine besonders starke Währung sein wird. All das zusammengenommen heißt, dass die ASEAN-Staaten ihre Wirtschaften ankurbeln und dabei jede Abwertung ihrer Währungen gegenüber dem US-Dollar beschränken können. Es bestehen daher gute Chancen, dass sich die Rally in Asien über China, Japan und die großen Technologiekonzerne hinaus ausweiten wird.

Trends sollten aktives Management begünstigen

All das zusammengenommen sollte mehr Anleger dazu bringen, aktive Manager anstatt Indizes zu wählen. Als Japan 2013 mit der Reflation begann, kam die erste Welle von Geld über börsengehandelte Investmentfonds (Exchange Traded Funds, ETFs). Es dauerte eine Weile, bis Investoren ihr Geld in aktive Strategien anlegten, die besser in der Lage waren, die Bandbreite der verschiedenen Unternehmensgrößen abzubilden. 2018 könnte ein Jahr werden, in dem sich die Portfolioströme in die asiatischen Volkswirtschaften zu verändern beginnen.

Es ist auch durchaus möglich, dass Asien wieder als eine separate Region unter den Schwellenländern angesehen wird. Die asiatischen Volkswirtschaften sind weit besser positioniert, um hohes Profitwachstum und eine lockerere makroökonomische Politik zu erleben, als Russland oder Lateinamerika. Zudem dürften die Verbraucherausgaben in Asien weiter hoch bleiben.

Langfristige Positivfaktoren für Asien

Asiens Stärke, im Vergleich zu anderen sogenannten „Emerging Markets“, liegt in seiner hohen Sparrate. Die Ersparnisse wurden in der Vergangenheit dafür genutzt, um in neues Grundkapital investiert zu werden. Das trieb die Kapazität von Asiens Industrie für die Herstellung von Waren hoch. Jetzt wird Einkommen immer häufiger für höhere Ausgaben der asiatischen Konsumenten genutzt. Damit werden verstärkt Waren und Dienstleistungen nachgefragt. Und das ist ein langfristiger Trend!

Diese Argumente bezogen sich bislang auf den kurzfristigen Horizont. Es gibt aber noch viele langfristige Positivfaktoren für die Region. Der größte Faktor ist die fortgesetzte strukturelle Reform in Asiens Volkswirtschaften. Dieser Trend ist über die ganze Region hinweg zu beobachten.

Unternehmensführung in Asien ein Thema

China konzentriert sich immer stärker auf die Qualität seines Wachstums anstatt auf dessen Geschwindigkeit. Es berücksichtigt dabei zusehends auch Angelegenheiten wie die Sozialfürsorge und Umweltkosten. Zudem öffnet sich China zunehmend für ausländische Anleihen- und Aktieninvestoren. Diese Öffnung hat bereits die Unternehmensführung verbessert.

Auch in Südkorea und Japan beeinflussen Reformen bei der Unternehmensführung schrittweise das Firmenmanagement. Südostasien, das lange Zeit in der Produktivität hinterherhinkte, baut seine Produktionsbasis aus, oft mit Hilfe Chinas. In Asiens aufstrebenden Schwellenländern (Frontier markets) greifen erste kapitalistische Reformen. Dazu zählt die Stärkung der Privatwirtschaft in Ländern wie Vietnam.

Indien ist ein Hoffnungsträger

Die vermutlich größte Hoffnung liegt nach wie vor auf Indien. Eine Reihe von rechtlichen und institutionellen Reformen zielte über die Jahre hinweg darauf ab, Indiens Verwaltung effizienter zu machen, die Banken zu rekapitalisieren, die Bargeldwirtschaft zu verringern und eine formelle Wirtschaft zu fördern. Die Regierungen der Bundesstaaten können nun leichter Land für öffentliche Infrastrukturmaßnahmen bereitstellen. Die Reformen zielen auch auf die Senkung der hohen Inflation ab. Dies macht das Land für ausländische Direktinvestitionen attraktiver.

Diese Reformen waren teilweise erfolgreich. Doch Indien bleibt ein Land im Umbruch. Der Staat hat die Chance, den Lebensstandard seiner Bürger in einem Maß zu verbessern, wie wir das zuvor nur in China zu erleben war. Alle diese Reformen geben uns Anlass, für die Zukunft optimistisch zu sein.

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