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China erneut im Lockdown: Hält das Wirtschaftswachstum Stand?

Die jüngste Ausbreitung der hochinfektiösen Omicron-Covid-19-Variante könnte Chinas Wirtschaftswachstumsziel von 5,5% für 2022 gefährden. Das erwarten einige Wirtschaftsexperten, sollten sich die neu verhängten Lockdowns länger hinziehen. Das Land erlebt derzeit den größten Anstieg von Covid-Infektionen seit mehr als zwei Jahren, was die Regierung dazu veranlasst hat, erneut Städte und ganze Regionen abzuriegeln. Die Zahl der täglich neu auftretenden Covid-Fälle blieb über das Wochenende in China deutlich über 1.000. Zudem meldete das Land zum ersten Mal seit Januar 2021 wieder zwei neue Covid-19-Todesfälle. Insgesamt verzeichnen 19 von 31 Provinzen in China derzeit neue Covid-Fälle.

Im Kampf gegen den erneuten Ausbruch des Coronavirus setzen die Behörden darauf, die seit dem ersten Ausbruch in Wuhan im Jahr 2019 verfolgte Null-Covid-Strategie zu verstärken. Unter anderem hat die Regierung neue Bewegungsbeschränkungen für Schulen, Einkaufszentren und Unternehmen in einem der Finanzzentren Chinas, Shanghai, verhängt. Außerdem haben die Behörden zum ersten Mal seit der Abriegelung der Provinzen Wuhan und Hebei Anfang 2020 eine ganze Provinz, Jilin im Nordosten Chinas, abgeriegelt.

Unterdessen werden in einigen Teilen Chinas, die zuvor streng abgeriegelt waren, die Beschränkungen wieder gelockert. In Shenzhen und Dongguan, beide Tech- und Produktionszentren in der südlichen Provinz Guangdong, sei der Ausbruch laut Behörden wieder „kontrollierbar“.

Präsident Xi Jinping betonte letzte Woche auf einer Sitzung des Politbüros die Notwendigkeit, lokale Ausbrüche schnell zu kontrollieren. Er drängte auf strengere Viruskontrollen an den Einreisehäfen, aber auch darauf, „die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft des Landes zu minimieren“.

China besonders anfällig für Omicron

Während der Null-Covid-Ansatz bisher die Infektionsausbreitung durch gezielte Abriegelungen, Massentests und Reisebeschränkungen in Schach halten konnte, sind Ökonomen besorgt über die erneuten Lockdowns und ihre möglichen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum Chinas.

Ben Sheehan, Senior Investment Specialist Equities beim Assetmanager abrdn, bezeichnete die erneuten Abriegelungen in China als „sehr besorgniserregend“. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Provinz Guangdong, in der Shenzhen eine wichtige Stadt ist, 10-12% des chinesischen BIP erzeugt und Shanghai etwa 4%.“

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Sheehan zufolge sind die chinesischen Behörden jedoch bisher in der Lage gewesen, die Null-Toleranz-Strategie mit gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Wirtschaftstätigkeit erfolgreich auszubalancieren.

„Während die Verbraucherausgaben aufgrund der vorlaufenden Lockdowns und der negativen Stimmung auf dem Immobilienmarkt mit Gegenwind zu kämpfen hatten, blieb die Industrieaktivität robust, und China hat seine Rolle als verlässlichen Spieler im globalen Handel beibehalten“, sagt der Investmentexperte von abrdn.

Laut Louis Kuijs, Chefökonom für den asiatisch-pazifischen Raum bei S&P Global Ratings, ist Omicron ein zentrales Risiko für Chinas Binnennachfrage, Produktion und möglicherweise auch für die Lieferketten. „Während die Null-Covid-Politik bisher nicht zu größeren wirtschaftlichen Störungen geführt hat, machen die Beschränkungen China besonders anfällig für die ansteckendere Omicron-Variante.“

Der ehemalige Kommissar der US-Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde, Dr. Scott Gottlieb, erklärte gegenüber CNBC, dass das Fehlen einer weit verbreiteten natürlichen Immunität in der Bevölkerung die Zahl der Fälle in China in die Höhe treibt. Er vermutet, dass die strenge, aber erfolgreiche Null-Covid-Politik zu dieser extremen Anfälligkeit geführt hat. Gottlieb führt die erneute Ausbreitung auch auf die begrenzte Wirksamkeit der chinesischen Impfstoffe gegen die neue Variante zurück.

Die erneute Ausbreitung wird höchstwahrscheinlich dazu führen, dass die derzeitige strenge Politik fortgesetzt wird, so Maggie Zheng, Fondsmanagerin China Equities bei Schroders. Für die chinesische Wirtschaft bedeute dies, dass bei weiterhin geschlossenen Grenzen „eine Erholung des Konsums vorerst vom Inlandsmarkt getragen werden muss“.

Kai Kong Chay, Senior Portfolio Manager, Greater China Equities, bei Manulife Investment Management, erwartet, dass die aggressiven Covid-19-Beschränkungen den Konsum in Großstädten wie Shanghai oder Shenzhen zumindest vorübergehend dämpfen werden.

Analysten der Australia and New Zealand Banking Group (ANZ) befürchten, dass das chinesische Wirtschaftswachstum „erheblich beeinträchtigt“ wird, wenn die Lockdowns verlängert werden.

Chinas neuer Covid-19-Ausbruch bedroht globale Lieferketten

Die erneute Verhängung weitreichender Lockdowns in China hat auch Besorgnisse über Unterbrechungen der globalen Lieferkette wieder aufleben lassen. China ist der größte Exporteur der Welt, ein Drittel der gesamten weltweiten Produktionskapazität befindet sich in China. Nach Angaben des Economist entfallen auf Shanghai und Shenzhen mehr als 16% der chinesischen Ausfuhren.

Chang Shu und David Qu von Bloomberg Economics schrieben in einer Notiz, dass die Lockdowns in Shenzhen die Produktion in Branchen wie Technik und Elektronik beeinträchtigen wird, die in globale Lieferketten einfließen. „Frühere Maßnahmen zur Eindämmung von Virenausbrüchen haben die Produktion größtenteils nicht beeinträchtigt.“

Große multinationale Unternehmen wie die Toyota Motor Corp., die Volkswagen AG, Tesla und der iPhone-Montagebetrieb Foxconn mussten ihren Betrieb in chinesischen Städten teilweise eingestellen und haben vor Lieferverzögerungen gewarnt.

Chinas wichtigste Häfen leiden ebenfalls unter dem Druck von Verkehrsbeschränkungen. Während China den Betrieb der Häfen trotz der Covid-Ausbrüche aufrechterhalten hat, werden die Schlangen der Containerschiffe vor den großen Häfen wegen der Verzögerungen bei der Containerbeladung von Tag zu Tag länger. Den Schiffstrackingdaten von Refinitiv zufolge ist in den letzten Tagen eine bemerkenswerte Zunahme der vor Anker liegenden Schiffe in Häfen von Exportzentren der verarbeitenden Industrie wie Shenzhen, Qingdao, Shanghai und Ningbo-Zhoushan zu verzeichnen.

„Sollten die Lockdowns länger andauern, könnten sie zu größeren Störungen führen und die Situation für die globalen Lieferketten verschärfen“, schätzt Robin Parbrook, Fondsmanager für Asian Equity bei Schroders.

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