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China Fonds: „Gefahr geht von zu hohen Wachstumsraten aus“

China Fonds Managerin Baijing Yu
China Fonds Managerin Baijing YuChina Fonds Managerin Baijing Yu

Baijing Yu arbeitet seit 2011 als Portfoliomanagerin und Analystin bei der französischen Fondsgesellschaft Comgest in Hongkong, wo sie sich auf Aktien der Region Greater China spezialisiert hat. Seit 2014 ist sie Co-Lead-Portfoliomanagerin des China Fonds Comgest Growth Greater China.

AsiaFundManagers.com: Frau Yu, Investoren in Europa befürchten, dass die chinesische Wirtschaft nicht mit den hohen Wachstumserwartungen mithalten kann. Was halten Sie dem entgegen?

Baijing Yu: Interessanterweise gibt es keine Korrelation zwischen BIP-Wachstum und Gewinnwachstum. Dennoch treibt das Gewinnwachstum die Aktienkurse an. Daher ist unser Bottom-up-Ansatz relativ gut gegen makroökonomische Trends geschützt. China ist seit Jahrzehnten die am stärksten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Die Erträge des MSCI China dagegen sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten kaum gestiegen. Wir sind der Meinung, dass es gut für China wäre, das BIP-Wachstum zu bremsen, aber die Qualität der Wachstumsrate zu verbessern.

Das neue China: Dienstleistung und Konsum

Die übermäßige Verschuldung staatlicher Unternehmen hat die Wachstumsraten seit Jahren künstlich aufrechterhalten. Das ist gefährlich. Qualitätswachstum würde einen noch stärkeren Beitrag von Dienstleistungen und Konsum – das neue China – zum Gesamtwachstum bedeuten. Gleichzeitig könnten sich die Investitionen verlangsamen. Anleger sollten sich daher nicht vor zu niedrigen Wachstumsraten fürchten. Die Gefahr für die chinesische Wirtschaft geht von zu hohen Wachstumsraten aus.

AFM: Die Bewertung chinesischer Aktien hat stark zugenommen. Wie sind diese Preise vertretbar?

Baijing Yu: Chinesische Aktien sind nicht teuer. Mit einem KGV von 13 handeln sie mit einem leichten Aufschlag auf den MSCI EM. Im Vergleich zu indischen Aktien sehen wir dagegen einen Abschlag von fast 30%. Dazu kommt, dass chinesische Unternehmen aber viel schneller wachsen. Die starke Performance chinesischer Aktien seit Jahresbeginn wurde von Gewinnwachstum getrieben, nur geringfügig durch höhere Bewertungen. Das ist unserer Ansicht nach eine gute Grundlage.

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Welches sind Ihre bevorzugten Branchen und Unternehmen in China?

Baijing Yu: Unser China Fonds konzentriert sich auf Verbraucherthemen und auf Innovation. Die Mittelschicht wächst, Arbeitsplätze werden geschaffen. Die Einkommen steigen sehr stark. Unterdessen wechselt die chinesische Wirtschaft von einer investitionsgetriebenen zu einer innovations- und verbrauchergetriebenen Ökonomie. Die Infrastruktur in China ist bereits ausgezeichnet, aber China bietet heute auch sehr gute weiche Faktoren. Das Land hat die höchste Zahl an MINT-Absolventen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) weltweit, acht Mal mehr als die USA.

China Fonds setzt auf Technologie und Gesundheit

Gleichzeitig haben sich die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den letzten zehn Jahren von 0,5% auf über 2% des BIP vervierfacht. Innovation wird zu einem immer wichtigeren Anlagethema. Entsprechend investiert unser China Fonds verstärkt in Technologie- und Gesundheitswerte. Beides sind Sektoren, die von technologischen Innovationen getrieben werden, die aber auch für den Konsum wichtig sind.

AFM: Ihr Fonds hat einen starken Fokus auf IT-Aktien. Was spricht für das Engagement?

Baijing Yu: Chinas Wirtschaft hat die Phase des billigen Produktionszentrums für die Welt weit hinter sich gelassen. China hält High-Tech im Land. Low-End-Produktion werden in benachbarte Länder wie Bangladesch abgegeben. China investiert in Robotik, um die Produktivität weiter zu verbessern und bietet eine hochinnovative Internetbranche. China und Taiwan sind zum Sprungbrett für viele Innovationen geworden. Beispiele dafür sind Smartphone-Hardware oder die Halbleiterindustrie. Entsprechend spiegelt unser Engagement im IT-Bereich eine Vielzahl von starken Geschäftsfeldern in den Bereichen Speicher, Gaming-Software, Technologie-Outsourcing, IT-Hardware und Internet wider.

AFM: Chinesische Technologieaktien sind sehr beliebt. Vor allem Alibaba und Tencent stehen im Anlegerfokus. Kritiker sagen jedoch, sie konnten nur in einem isolierten, geschützten Markt so erfolgreich sein.

Baijing Yu: Alibaba und Tencent haben ihre Innovationskraft bewiesen. Ein Beispiel ist der Zahlungsverkehr, wo die Plattformen Tenpay und Alipay äußerst erfolgreich sind. Sie dominieren den Sektor, der im Jahr 2016 bereits 16% des gesamten Transaktionsvolumens in China ausmachte. 2010 lag der Anteil noch bei Null. In den USA liegt der Wert aktuell bei 7%.

Die Zahlungsvolumina per Kredit- oder Debitkarte sind trotz der Konkurrenz von Mastercard und Visa stabil geblieben. Protektionismus einheimischer Unternehmen reicht als Erklärung aber nicht aus. Technologische Entwicklungen werden durch die explosionsartige Verbreitung von Smartphones in Asien beschleunigt. Das ermöglicht chinesischen Internetunternehmen, innovativer zu sein als ihre internationalen Wettbewerber.

Profitables Wachstum und Innovationskraft

AFM: Was sind die wichtigsten Kriterien für Aktien in Ihrem China Fonds?

Baijing Yu: Als Investor konzentrieren wir uns auf Qualität und Wachstum. Damit meinen wir sichtbare, nachhaltige Verbesserungen. Das bedeutet profitables Wachstum im zweistelligen Prozentbereich über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren. Markteintrittsbarrieren sind für uns genauso wichtig wie die konsequente Wiederanlage des Free Cash-Flow in künftiges Wachstum. Wir achten darauf, dass die langfristigen Wachstumsaussichten der Portfolio-Aktien intakt sind. Die Kapitalrenditen müssen signalisieren, dass Wert für Anleger geschaffen wird.

AFM: Wie finden und bewerten Sie neue Anlageideen? 

Baijing Yu: Wir sind langfristige Investoren, die in Qualität und Wachstum investieren. Durch den Besuch von Messen, das Gespräch mit Mitbewerbern und dem Management ist unser Prozess sehr selektiv. Einen Bruchteil der verfügbaren Unternehmen unterziehen wir einer eingehenden Fundamentalanalyse. Somit bauen wir ein konzentriertes Portfolio aus Aktien mit langer Haltedauer. Der Prozess ist mehrstufig. Unternehmen müssen quantitative Kriterien und die Einschätzungen unserer Analysten erfüllen. Nur wenn eine Aktie es in unser Anlageuniversum schafft, darf der Portfoliomanager sie für die Fonds kaufen.

Die konjunkturelle Sensitivität einer Aktie sollte eher gering sein, da wir keinen Schwerpunkt auf makroökonomische Prognose setzen. Rohstoff- und Energieunternehmen sowie Banken spielen für uns daher eine untergeordnete Rolle. Die Nachhaltigkeit von deren Wachstum ist nur schwer prognostizierbar. Wir wollen, dass unsere Unternehmen nicht wegen einer starken Konjunktur, sondern trotz einer schwachen Konjunktur wachsen.

AFM: Frau Yu, vielen Dank für das Gespräch.

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