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Der Tod von Fast Fashion aus Asien

Die weltweite Bekleidungsindustrie ist mit über 1,7 Bio. USD eingeschätzt und beschäftigt in ihren Wertschöpfungsketten mehr als 300 Millionen Menschen. Fast Fashion ist in Asien in den letzten zwei Jahrzehnten ein boomender Wirtschaftszweig gewesen. Aber das kann sich schnell ändern, denn die Europäische Union ist besorgt über die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen, die mit Fast Fashion verbunden sind.

Die Modeindustrie ist für etwa 20% der industriellen Wasserverschmutzung verantwortlich und trägt zu 35% zur primären Verschmutzung der Ozeane durch Mikroplastik bei, so ein Bericht des Asien Europa Environment Forum. Außerdem verursacht die Branche fast 10% der weltweiten CO2-Emissionen und produziert riesige Mengen an Textilabfällen, die auf Mülldeponien landen.

Europa ist der weltweit größte Konsument von Textilien, während Asien mehr als 50% des weltweiten Angebots an Fasern und Stoffen produziert. Fast Fashion – billige, trendige Kleidung, die in Asien in Massenproduktion hergestellt wird – steht im Fadenkreuz der Europäischen Union und zwingt die Unternehmen, ihre Bekleidungslieferketten zu überdenken, um Stoffe zu recyceln und die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen zu verringern.

Probleme mit Asiens Fast Fashion

In den letzten Jahrzehnten hatten die Zulieferer auf der Suche nach niedrigeren Löhnen und billigem Land ihre Produktion nach Asien verlagert. Bekleidungsartikel machen 80% der Exporte von Bangladesch und Kambodscha aus. In China sind über 10 Millionen Menschen in der Textilindustrie beschäftigt. In Indien ist die Textilindustrie nach der Landwirtschaft der zweitgrößte Arbeitgeber.

Mittlerweile stammen über 70% der Textil- und Bekleidungsimporte in Europa aus Asien. Das Europäische Parlament hatte bereits 2014 in einem Bericht ausgesagt, dass asiatische Arbeitnehmer unter Ausbeutungsbedingungen mit schlechten Löhnen und wenig Sicherheit arbeiten. Lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne, das Fehlen regulärer Verträge und systembedingte gefährliche Bedingungen gehören unter anderem zu den Problemen, mit denen sich Bekleidungsarbeiter in Asien konfrontiert sehen. Außerdem ufert die Überproduktion von Kleidung aus, wobei jährlich über 30% der Bestände unverkauft bleiben.

Die Exekutive der EU hat nun eine verbindliche Mindestverwendung von Recyclingfasern bis 2030 gefordert und wird die Vernichtung unverkaufter Bestände verbieten. „Wir wollen, dass nachhaltige Produkte zur Norm werden“, sagte der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans. „Die Kleidung, die wir tragen, sollte länger als drei Wäschen halten.“

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Die Änderungen erfordern jedoch einen massiven Wandel in einer Branche, deren Schwerpunkt grundsätzlich darauf lag, Kosten und Preise niedrig zu halten. Die EU hat versucht, den großen Markt zu nutzen, um die Hersteller durch die Erhebung einer Kohlendioxid-Grenzsteuer und die Ausweitung der Herstellerverantwortung zur Umsetzung umweltfreundlicher Ziele zu bewegen. Über 50% der Textilimporte in Europa stammen aus China, Bangladesch und der Türkei, der Rest der Textilimporte kommt aus Kambodscha, Vietnam, Indien, dem Vereinigten Königreich und einigen anderen Ländern.

Und einige dieser Länder stehen in der Kritik. Das Europäische Parlament verweist in seinem Bericht u.a. auf die Katastrophe in der Bekleidungsfabrik Rana Plaza in Dhaka, Bangladesch, im Jahr 2012, bei der über 1.000 Menschen ums Leben kamen, und auf einen weiteren Unfall in der Fabrik Tazreen Fashion im selben Jahr, bei dem über 100 Menschen starben.

In Kambodscha werden die Arbeiter in den Bekleidungsfabriken in Fahrzeuge gepfercht, und Tausende haben bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren. Die Auftragnehmer nutzen Pritschenwagen für den Personentransport, was nach den kambodschanischen Verkehrsgesetzen illegal ist, und die meisten dieser Lkw sind älter als 15 Jahre.

Überarbeitung der Mode-Lieferketten

Die Vorliebe der Europäer für Fast Fashion kommt unter anderem von Einzelhandelsmarken wie H&M, Primark, Decathlon und Zara. Doch der Geschmack der Verbraucher ändert sich, und sie wünschen sich nachhaltige, umweltfreundliche und rückverfolgbare Mode. Upcycling und andere Methoden zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks von Kleidung sind ebenfalls zu einer festen Größe geworden. Nachhaltigkeit ist auch bei Luxusmarken in den Mittelpunkt gerückt; ein Beispiel dafür ist der Nachhaltigkeitsfokus der britischen Designerin Stella McCartney und neuerdings der Designerin Gabriela Hearst mit ihrer „sustainable luxury“ Kollektion.

Der wirtschaftliche Wandel in der Textilindustrie und die Notwendigkeit nachhaltiger Lieferketten veranlassen nun Hersteller, neue Technologien und Produktionsmethoden zu erforschen. Marken, die nicht in der Lage sind, ihre Strategie von Wegwerfkleidung mit niedrigen Margen für den Einzelhandel zu ändern, werden obsolet.

Einzelhandelsriesen wie H&M, Inditex, der Eigentümer von Zara, oder Fast Retailing, die Muttergesellschaft von Uniqlo, haben in neue Technologien investiert und versprechen, recycelte Materialien für ihre Kleidungsstücke zu verwenden. Diese Unternehmen und andere Einzelhändler setzen auch bessere Praktiken für das Management der Lieferkette und „intelligente Logistiksysteme“ ein, um die Verschwendung von Beständen zu vermeiden.

Das schwedische Einzelhandelsunternehmen H&M hat sich zum Ziel gesetzt, seine Emissionen bis 2030 um 56% zu senken und bis 2040 netto null zu erreichen. Nach der Rana-Plaza-Katastrophe ist H&M dem Bangladesh Fire Safety Accord beigetreten und hat sich außerdem verpflichtet, bis 2030 100% recycelte Materialien zu verwenden. Das australische Unternehmen Good On You, das nachhaltige Mode bewertet, sagt jedoch, dass H&M zwar nachhaltige Modekollektionen wie „Conscious“ auf den Markt gebracht hat, die Gesundheits- und Sicherheitsstandards für seine Arbeiter aber immer noch nicht ausreichend sind. Insgesamt wird H&M mit „It’s a Start“ bewertet.

Das irische Modeunternehmen Primark beschloss 2020, seine Zulieferer zu Beginn der Covid-19 Pandemie zusätzlich zu unterstützen, und richtete Lohnfonds für Fabrikarbeiter in Bangladesch, Kambodscha, Indien, Myanmar, Pakistan, Sri Lanka und Vietnam ein. Das Unternehmen hat sich außerdem verpflichtet, die Haltbarkeit seiner Kleidung bis 2025 zu verbessern und die Emissionen bis 2030 zu halbieren.

Mit der Ausbreitung von Covid-19, sahen sich Textilfabriken in ganz Asien mit großen Problemen konfrontiert. Viele Markenhersteller stornierten Aufträge und weigerten sich, für bestellte Produkte zu zahlen, was viele Fabriken zur Schließung zwang. Analysen des Worker Rights Consortium zufolgen, haben mindestens 13 Bekleidungsmarken Bestellungen bei asiatischen Fabriken storniert. Die Krise machte auch deutlich, wie brüchig auch die Verträge zwischen Markenfirmen und Zulieferern sind. Menschenrechtsaktivisten und Gewerkschaften forderten die Bekleidungsmarken auf, Verantwortung zu übernehmen.

Was können Investoren tun?

„Führende Markenbekleidungsunternehmen könnten eine Marktwertvernichtung von bis zu 30% ihrer langfristigen Margen erleiden, und die Wachstumsannahmen werden nach einer Umwälzung ihres bestehenden Niedrigkostenmodells auf ein niedrigeres Niveau zurückgesetzt“, schreibt Asia Consumer Sector Researcherin Devi Subhakesan auf SmartKarma.

In dem Bericht von Subhakesan werden große „erschwingliche“ Modemarken auf ihre Nachhaltigkeitspraktiken und die Empfindlichkeit der Bewertungen gegenüber Veränderungen der Gewinnspannen untersucht. Der Bericht rät Investoren, die Unternehmen zu wählen, die nicht nur den Kostenwettlauf gewinnen, sondern dies auch auf nachhaltige Weise tun. Der Erfolg sollte genau beobachtet werden, und diejenigen, die sich weigern, sich anzupassen und Nachhaltigkeitsziele wahrzunehmen, sollten vermieden werden.

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