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Indiens Wirtschaft – entscheidende Wende für das nächste Jahrzehnt

Luke Barrs, Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management, mit seinem 2021 Ausblick auf Indiens Wirtschaft.

Indiens Wirtschaft erholt sich rasant von den Folgen der Covid-Pandemie. Obwohl die Zahl der Covid-Infektionen immer noch steigt, ist die Erholungsrate nach wie vor robust – und die Sterblichkeitsrate ziemlich niedrig verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt. Die Prioritäten sind gesetzt: Für die Regierung steht die Wiederbelebung der Wirtschaft an oberster Stelle.

Schlüsselreformen für Indiens Wettbewerbsfähigkeit

Die Regierung will sich die Covid-Krise zunutze machen und initiiert vier Reformen am Faktormarkt, die Indiens strukturelle Wettbewerbsfähigkeit in den kommenden Jahren verbessern würden. Zu den Schlüsselinitiativen zählen: Modernisierung des Arbeitsrechts, Deregulierung der Märkte für Agrarrohstoffe, Bemühungen um Investitionen im verarbeitenden Gewerbe und ein einheitlicher Privatisierungsansatz.

  • Drei neue Gesetze zum Arbeitsrecht – die 24 zentrale Arbeitsgesetze ersetzen – wären ein wichtiger Schritt, um Impulse in der indischen Produktion zu setzen. Für die Regierung sind diese Arbeitsmarktreformen bedeutend, damit Indien es im „Ease of Doing Business“-Ranking unter die Top Ten schafft.
  • Es wurden auch Gesetze verabschiedet, um die Agrarmärkte zu deregulieren. Das Hauptproblem in der Landwirtschaft ist die niedrige Produktivität, die auf die kleine Größe der landwirtschaftlichen Betriebe und geringere Investitionen in Technologie zurückzuführen ist. Die Landwirtschaft trägt 14 Prozent zum indischen BIP bei, beschäftigt aber fast 45 Prozent der Erwerbstätigen. Mit diesen Reformen könnten die Produktivität und der Ernteertrag deutlich verbessert werden, wodurch die Einkommen in ländlichen Gegenden steigen würden.
  • Auch angekündigt wurden Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit, darunter Negativanreize für Importe, Produktionsanreize für die Herstellung von Handys und anderen Unterhaltungselektronikprodukten, Steuervergünstigungen und Digitalisierung. So soll der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am BIP von derzeit 17 Prozent in den nächsten Jahren auf 25 Prozent gesteigert werden. Neben den 100 Millionen neuen Arbeitsstellen, könnten die Folgewirkungen auch dazu führen, dass Indien ein besseres Konsumpotenzial entwickelt und die Gewinne einheimischer Unternehmen beflügelt werden.
  • In Volkswirtschaften wie Indien, die unter einer angespannten Haushaltslage leiden, sollten die von den nicht so produktiven Staatsunternehmen (SU) vereinnahmten Ressourcen effektiver eingesetzt werden, vor allem in Industriezweigen, in denen der Privatsektor viel erfolgreicher wäre. Die so erzielten Einsparungen könnten dann für eine bessere Gesundheitsversorgung, Bildung und Infrastruktur für Indiens Bürger eingesetzt werden.

Hinter den Kulissen: eine New Economy entsteht

Durch intensivierten Wettbewerb in der indischen Telekommunikationsbranche sind die Internetgebühren in Indien in den letzten Jahren auf den weltweit niedrigsten Stand gesunken. Hinzu kommt, dass durch die Auswirkungen der Covid-Pandemie der Konsum über das Internet in Indien zugenommen hat, wodurch ein günstiges Umfeld für viele Start-ups und Online-Firmen entstanden ist.

Zu den wichtigsten Sektorthemen, die unserer Ansicht nach momentan vom Wachstum der Internetbranche profitieren, zählen: E-Commerce inklusive Lebensmittel, Lebensmittel-Liefer- und Mitfahrdienste sowie Fintechs. Auch die Akzeptanz von mobilen und Internet-Zahlungen, Onlinebildungsangeboten, Telemedizin und vielem mehr hat sich durch die Pandemie beschleunigt, sodass attraktive Anlagechancen entstanden sind.

Millennials als wesentlicher Wirtschaftstreiber

Fast ein Drittel der indischen Bevölkerung gehört zu der sogenannten Millennials-Generation. Hierzu zählen die Jahrgänge 1981 bis 1996, die das Konsumwachstum in Indien mehr als jede andere Generation ankurbeln. Dank einer jungen Bevölkerung und unternehmensfreundlichen Kapitalallokation entstehen eine Menge Unternehmen, die auf die Bedürfnisse der Millennials zugeschnitten sind. Die Zahl der Start-ups und auch die der Einhörner – der nicht börsennotierten Start-ups mit einer Bewertung von mehr als 1 Milliarde USD – ist gestiegen. Wir sind überzeugt, dass Indiens milliardenschwerer Verbrauchermarkt ähnlich wie die chinesischen Technologieunternehmen im letzten Jahrzehnt viel Potenzial verspricht.

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Die indischen Aktienindizes haben sich zwar von ihren diesjährigen Tiefs um mehr als 60 Prozent (USD-Renditen) erholt, doch ihre Underperformance gegenüber den breiteren Schwellen- und Industrieländerindizes von mehr als 30 Prozent in den vergangenen fünf Jahren hat trotz der sich verbessernden grundlegenden Qualität der indischen Wirtschaft zu einem nachhaltigen Pessimismus geführt: Ein einzelnes Unternehmen – Apple mit einer Marktkapitalisierung von 2,1 Billionen USD – hat einen ebenso großen Börsenwert wie der gesamte Aktienmarkt in Indien, einem Land mit 1,3 Milliarden Menschen und erkennbaren langfristigen Wachstumsaussichten.

Mehrjähriger Wachstumszyklus lässt Anleger breit profitieren

Kurzfristig hat die Covid-19-Pandemie zwar zu einer Konjunkturschrumpfung geführt. Dennoch: Unserer Ansicht nach erholt sich die indische Wirtschaft schnell. Die gesamtwirtschaftliche Aktivität hat schon wieder rund 90 Prozent ihres Vor-Covid-Niveaus erreicht.

Wir sind hinsichtlich der angekündigten Wirtschaftsreformen nach wie vor positiv eingestellt. Zusammen mit den bereits eingeführten Maßnahmen, wie der einheitlichen Mehrwertsteuer auf Güter und Dienstleistungen und der Insolvenz- und Konkursordnung, könnten die Agrar- und Arbeitsmarktreformen verbunden mit dem an die Produktion gebundenen Bonusprogramm und der letztjährigen Körperschaftssteuersenkung in den kommenden Jahren vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor Millionen von produktiveren Arbeitsstellen schaffen. Dadurch dürfte das anhaltende Lohnproblem oder niedrige Pro-Kopf-BIP in Indien gelöst werden. Diese Reformen und die langfristigen Kerntriebfedern des indischen Wachstums, wie die demografische Dividende und schnelle Einführung von Technologie in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft, können zusammen dafür sorgen, dass die Wirtschaft im kommenden Jahrzehnt wieder zu einem hohen Wachstum zurückkehrt.

Wir sind überzeugt, dass Indien an der Schwelle eines mehrjährigen Wachstumszyklus steht, der auch ein nachhaltiges zweistelliges Wachstum der Unternehmensgewinne stützen könnte. Die verhaltenen Renditen indischer Aktien und ihre Underperformance gegenüber globalen Aktien in den vergangenen fünf Jahren haben die Bewertungen auf ein attraktives Niveau gehoben. Unserer Ansicht nach bietet dies Anlegern einen guten Einstiegspunkt in eine einmalige strukturelle Wachstumsentwicklung.

 

Luke Barrs

Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA
Goldman Sachs Asset Management (GSAM)

Luke Barrs ist Leiter des Fundamental Equity Client Portfolio Managements in EMEA für GSAM. Er koordiniert die Strategie, den Geschäftsausbau und die Kundenkommunikation für das Fundamental Equity Geschäft in der gesamten Region. Er kam 2009 als Analyst zu Goldman Sachs und wurde 2019 zum Managing Director ernannt.

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