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Japan Wirtschaft setzt auf ausländische Arbeitskräfte

Seit dem Amtsantritt von Premierminister Shinzo Abe 2012 erlebt die Japan Wirtschaft einen sondergleichen Boom. Die unter dem Stichwort Abenomics bekannten fiskalischen und geldpolitischen Maßnehmen haben Japan aus einer mehr als 20 Jahre anhaltenden Stagnation geführt.

Doch die florierende japanische Wirtschaft täuscht nicht darüber hinweg, dass der Staate wie kein anderer vom demografischen Wandel betroffen ist. Der Arbeitskräftemangel wird für immer mehr Unternehmen zum Problem. Darin sieht auch Invesco Japanfonds Manager Daiji Ozawa die größte Gefahr für das neue japanische Wirtschaftswunder.

Japan öffnet Tore für ausländische Arbeiter

Japans Parlament hat nun ein Gesetz verabschiedet, das den Zuzug von ausländischen Arbeitnehmern ermöglichen soll. Dieses Programm zielt darauf ab, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken und die Türen des Landes für ausländische Arbeiter zu öffnen.

Die regierende Liberal-Demokratische Partei (LDP) und Komeito – mit Unterstützung von Oppositionellen – peitschten das überarbeitete Einwanderungskontrollgesetzes durch das Oberhaus. Das Gesetz wurde mit 161 zu 76 Stimmen angenommen.

Die japanische Regierung strebt nun bilaterale Visa-Abkommen über ausländische Arbeitnehmer mit acht asiatischen Ländern anstreben. Dazu zählen Vietnam, die Philippinen und Indonesien, aber auch Kambodscha, China, Thailand und Myanmar.

Japan Wirtschaft setzt auf 2-Klassen-Visa

Das Gesetz tritt im April 2019 in Kraft und schafft zwei neue Visakategorien. Der erste Status gewährt ausländischen Nachwuchskräften, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder über bestimmte Fähigkeiten und japanische Sprachkenntnisse verfügen, einen Aufenthalt von fünf Jahren. Personen, die zu dieser Kategorie zählen, dürfen ihre Familien nicht mitbringen.

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Das Justizministerium erwartet, dass maximal 345.150 Menschen über einen Zeitraum von fünf Jahren in 14 unterbesetzten Branchen ein Visum dieser Kategorie erhalten. Dazu zählen die Landwirtschaft, Pflegeberufe und das Bauwesen. Fraglich ist, ob diese Maßnahme zur Deckung der Arbeitskräftelücke reicht. Experten erwarten, dass in Japan in fünf Jahren in den betroffenen Sektoren etwa 1,45 Millionen Arbeitnehmer fehlen werden.

Der zweite Status räumt hochqualifizierten Arbeitnehmern ein Aufenthaltsrecht von ein bis drei Jahren ein und kann auf unbestimmte Zeit für eine langfristige Beschäftigung verlängert werden. Visuminhaber können auch ihre Familien mitbringen.

Demografie stellt Japan Wirtschaft vor enorme Schwierigkeiten

Der Regierungssprecher Yoshihide Suga bestätigte die Kontroverse um die Gesetzesänderung. Zugleich sagte er aber, dass die Maßnahme notwendig sei, um mit der schwindenden Zahl von Arbeitskräften im Land fertig zu werden. „Die Menschen mögen verschiedene Standpunkte haben. Aber wenn Japan einfach den gleichen Weg weitergeht, laufen wir in ernste Schwierigkeiten“, so der Kabinettschef.

Premierminister Shinzo Abe bekräftigt, dass das Programm auf den Arbeitskräftemangel abzielt, aber kein Einwanderungsgesetz sei. Es wird erwartet, dass das Kabinett im Dezember grundlegende politische Richtlinien verabschiedet, die es der Regierung ermöglichen, das Programm auszusetzen, sobald die Arbeiterkrise überwunden ist.

Es bleibt jedoch die Frage, ob die Löhne Japans Arbeitnehmer aus Asien anziehen können. Die meisten Arbeitsplätze, die unter das neue Einwanderungssystem fallen, sind eher niedrig bezahlt. Die Löhne in Japan sind nicht viel höher als die der Konkurrenten in der Region. Geringqualifizierte Fabrikarbeiter in Tokio verdienen etwa 2.406 USD pro Monat, verglichen mit 1.992 USD in Hongkong und 1.630 USD in Singapur.

 

Demografischer Wandel belastet die Japan Wirtschaft
Demografischer Wandel belastet die Japan Wirtschaft. Quelle: IWFDemografischer Wandel belastet die Japan Wirtschaft

Japans Gesellschaft fürchtet Druck auf Löhne durch billige Arbeitskräfte

Die Regierung fordert die Arbeitgeber auf, ausländisches Personal mindestens genauso zu bezahlen wie japanische Staatsbürger. In weiten Teilen der japanischen Gesellschaft besteht jedoch die Besorgnis, dass die Aufnahme weiterer ausländischer Arbeitskräfte das Lohnniveau im Land senken wird.

Die Oppositionsparteien erklärten, dass das Programm vor zahlreichen Schwierigkeiten stehe. Dazu zählt, menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen und hinreichende Sprachkenntnisse zu vermitteln.

Die meisten Arbeiter, die den neuen Visastatus erhalten werden, dürften bereits in Japan sein. Das Vorläuferprogramm ist unter Beschuss geraten, da es billige Arbeitskräfte für Unternehmen in arbeitsintensiven Branchen bereitstellt. Es gibt zahlreiche Berichte über zu niedrige Mindestlöhne, illegal lange Arbeitszeiten und Belästigung am Arbeitsplatz.

Zuzug in weiten Teilen noch ungelöst

Experten warnen auch davor, dass die meisten Arbeitnehmer Arbeitsplätze in Tokio und anderen Großstädten und nicht in ländlichen Gebieten suchen werden, wo Arbeiter am knappsten sind.

Die neuen ausländischen Arbeitnehmer in Japan werden zu neuen Herausforderungen führen. Deren vordringlichstes Problem ist die Sprachbarriere. Die Verwaltungsverfahren müssen mehrsprachig sein, die Eröffnung von Bankkonten für Ausländer erleichtert werden. Japan benötigt zudem ein Testsystem, um Bewerber für das höherqualifizierte Visum zu prüfen.

Ungelöst ist die Frage nach den Rentenbezügen. Ausländische Arbeitnehmer werden wie Japanern Rentenbeiträge von ihrem Gehalt abgezogen. Wie sie von ihren eingezahlten Beiträgen profitieren, ist unklar. Es gibt kein System, wie diese Ansprüche übertragen werden.

Illegaler Arbeitsvermittlung soll der Boden entzogen werden

Tokio will zudem die Lebensumstände ausländischer Arbeitnehmer untersuchen und deren Arbeitsbedingungen verbessern. Die Regierung plant u.a. gegen illegale Arbeitsvermittler vorzugehen, die ausländische Arbeitskräfte ausbeuten.

Zudem soll es ausländischen Arbeitnehmern erleichtert werden, Bankkonten bei jedem Finanzinstitut zu eröffnen. Derzeit ist dies mit technischen Schwierigkeiten verbunden. Viele ausländische Arbeiter erhalten ihren Lohn in bar.

Nach den neuen Vorschriften verlangt die Regierung von Unternehmen, dass ausländische Arbeitnehmer den gleichen oder einen höheren Lohn erhalten als den Standardlohn für japanische Arbeitnehmer. Eine breitere Nutzung von Bankkonten würde es den Behörden ermöglichen, die Löhne zu überprüfen.

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