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Wie kann Singapur den Weg aus der Rezession finden?

Wie kann Singapur den Weg aus der Rezession finden?

Singapur ist in die schwerste Rezession seit seiner Gründung gefallen. Ein Hauptfaktor für den wirtschaftlichen Rückgang ist die hohe Abhängigkeit vom Handel, da die Coronavirus-Pandemie den grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsfluss schwer beeinträchtigt hat, sagt David Mok, Head of Investment and Research bei IPP Financial Advisers in Singapur. Wir sprachen mit ihm über die Aussichten für die Singapur Wirtschaft und die wichtigsten anstehenden Herausforderungen.

 

AsiaFundManagers.com: Wie hat sich der Ausbruch des Coronavirus auf die Wirtschaft Singapurs ausgewirkt?

David Mok: Wie die übrigen Volkswirtschaften der Welt ist auch Singapurs Wirtschaft von dieser Pandemie sicherlich extrem betroffen. Im zweiten Quartal dieses Jahres schrumpfte die Wirtschaft im Jahresvergleich um -13,2 Prozent, der schlimmste Rückgang seit der Unabhängigkeit. Dies ist vor dem Hintergrund eines Rückgangs von -0,3 Prozent im ersten Quartal, was letztendlich bestätigt, was wir bereits wissen – dass sich Singapur in einer Rezession befindet. Aufgrund der Abhängigkeit vom Handel ist Singapur stärker betroffen als andere Volkswirtschaften, da diese Pandemie den grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsfluss schwer gestört hat. Singapurs Handelsquote im Verhältnis zum BIP beträgt 319% im Jahr 2019 und ist damit die dritthöchste der Welt.

AsiaFundManagers.com: Welche Branchen sind besonders betroffen?

David Mok: Fast alle Industriezweige sind betroffen, von Freizeit und Gastgewerbe über Finanzen und Immobilien bis hin zu medizinischen Dienstleistungen. Krankenhäuser mussten geplante Operationen verschieben, und ihre Einnahmen von Übersee-Patienten sind gesunken, weil diesen Patienten die Einreise nach Singapur verwehrt wurde. Insbesondere die Reisebranche ist zum Erliegen gekommen. Nicht nur der Tourismussektor ist mit am stärksten betroffen, auch Einheimische reisen nicht aus dem Land, da andere Länder keine Touristen aus Singapur einreisen lassen. Als Beispiel für das Ausmaß sei Singapore Airlines genannt: Im Juni verzeichnete der Carrier einen beispiellosen Rückgang der Passagierbeförderung um 99,3 Prozent im Jahresvergleich.

AsiaFundManagers.com: Was tut die Monetary Authority of Singapore (MAS), um die Wirtschaft anzukurbeln? Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen?

David Mok: Die MAS hat als Reaktion auf diese außergewöhnliche Krise mehrere gute Maßnahmen ergriffen. Zunächst einmal hat die MAS die jährliche Aufwertungsrate auf null Prozent begrenzt und damit den Singapur-Dollar gegenüber seinen Handelspartnern wettbewerbsfähig gemacht. Sie hat zudem eine neue MAS-USD-Einrichtung geschaffen, um den Banken in Singapur bis zu 60 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung und Stabilisierung der US-Dollar-Liquidität zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus hat die MAS spezielle Finanzhilfeprogramme für anspruchsberechtigte Verbraucher, Privatvermieter und KMU initiiert. Auch für börsennotierte Emittenten und REITs gibt es regulatorische Erleichterungen und noch vieles mehr.

Diese Maßnahmen der MAS, zusammen mit den massiven Konjunkturpaketen der Regierung von Singapur, halfen den Unternehmen, in einem stark geschwächten Einnahmenumfeld am Leben zu bleiben. Auch wenn diese Maßnahmen den Schmerz lindern, ist der Schmerz immer noch da und wird bleiben, bis sich die Volkswirtschaften weltweit von der Covid-19-Pandemie erholt haben.

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AsiaFundManagers.com: Wie sind die weiteren Aussichten für die Singapur Wirtschaft in diesem Jahr?

David Mok: Für den Ausblick auf das Gesamtjahr 2020 erwartet das Ministerium für Handel und Industrie (MTI), dass das BIP zwischen 5 und 7 Prozent schrumpfen wird. Dies deutet auf einen geringeren Rückgang des BIP in der zweiten Jahreshälfte hin. Dies wird auch allgemein erwartet, da Singapur wie der Rest der Welt ihre Volkswirtschaften gegen Ende des Jahres vorsichtig öffnen und Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit austarieren, um die Pandemie in Schach zu halten. Auch wenn es in den nächsten Monaten Nachrichten über einen funktionierenden Impfstoff gegen COVID-19 geben könnte, dürften die wirksamen Auswirkungen des Impfstoffs eher im nächsten als in diesem Jahr zu spüren sein.

AsiaFundManagers.com: Wie hat der Aktienmarkt in Singapur bisher auf die Krise reagiert?

David Mok: An seinem Tiefpunkt fiel der FSSTI (Anmerkung der Redaktion: der weltweit anerkannteste Benchmark-Index und Marktbarometer für Singapur) seit Anfang dieses Jahres auf bis zu -30,7%. Ende Juli liegt der Index bei -21,5% YTD, während der S&P 500 um 1,25% gestiegen ist und Hongkongs führender Index, Hang Seng Index, bei -12,75% liegt. Die Performance des Aktienmarktes in Singapur ist aufschlussreich.

Die Wirtschaft Singapurs ist schlechter dran als andere, da wir zu sehr vom Handel als einer unserer Säulen der wirtschaftlichen Aktivitäten abhängig sind. Das ist zwar schlecht für Singapur, aber die gute Nachricht ist, dass sich Singapur, wenn sich die Welt von dem Schock der Pandemie erholt, wahrscheinlich stärker erholen wird als der Rest der Welt.

AsiaFundManagers.com: Welches sind jetzt Singapurs wichtigste Herausforderungen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln?

David Mok: Leider liegen viele Hebel der Erholung nicht in unseren Händen, da Singapur im Vergleich zu seinen Handelsaktivitäten eine wesentlich kleinere Binnenwirtschaft hat. Wir brauchen den Rest der Welt, um effektiv mit COVID-19 umzugehen und ihre jeweiligen Volkswirtschaften schnell wieder dorthin zu bringen, wo sie waren. Dennoch kann Singapur gut daran tun, sich auf die Rückkehr zur Normalität vorzubereiten. Wir können in das wichtigste Kapital investieren, über das Singapur verfügt – die Humanressourcen. Darüber hinaus können wir in Infrastrukturen und Bausteine investieren, die grenzüberschreitende Geschäfte erleichtern, wie internetbezogene Technologie und Dienstleistungen.

AsiaFundManagers.com: Welche strukturellen Veränderungen sind in Singapur notwendig, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit längerfristig zu erhalten?

David Mok: Singapur hat sich sehr gut gemacht, bis uns COVID-19 traf. Strukturell haben wir uns durch die Diversifizierung weg von der Low-End-Fertigung hin zur High-End-Produktion strategisch gut aufgestellt. Um unseren besser ausgebildeten Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden, haben wir in Industrien mit höherer Wertschöpfung wie Informations- und Kommunikationstechnologie und Biomedizinische Wissenschaften expandiert.

Wenn es jedoch einen strukturellen Bereich gibt, der verbessert werden kann, dann wäre dies die Ausrichtung auf KMU (kleine und mittlere Unternehmen) und nicht auf multinationale Unternehmen (MNC). Angesichts der wachsenden Zahl der Bevölkerung, die über eine höhere Bildung verfügt, bietet der KMU-Ansatz mehr Möglichkeiten für Spitzenkräfte. Die Förderung von mehr KMU führt auch zu einem risikoreicheren Umfeld, das mit höheren Erträgen für unsere Wirtschaft als Ganzes einhergehen sollte. Allerdings ist eine schwierige Entscheidung im Rahmen einer KMU-Fokussierung wie mit den derzeitigen Government Linked Conglomerate umzugehen ist.

AsiaFundManagers.com: Wie wichtig wird der Finanzsektor Singapurs in Zukunft sein – auch im Hinblick auf die Ereignisse in Hongkong?

David Mok: Der Finanzplatz Singapur kann in der gegenwärtigen Situation nur profitieren. Es zeichnet sich bereits ab, dass mehr Investoren ihre Optionen absichern wollen, indem sie einen Teil ihrer Gelder in die „Lion City“ umleiten.

AsiaFundManagers.com: Vielen Dank für das Gespräch.

 

David Mok, Head of Investment and Research, IPP Financial Advisers

David Mok

Head of Investment and Research
IPP Financial Advisers

David ist Head of Investment and Research bei IPP Financial Advisers („IPPFA“), einem führenden Finanzberatungsunternehmen mit Hauptsitz in Singapur. IPPFA hat über 50.000 Kunden und ein betreutes Vermögen von fast 1,3 Milliarden SGD. David leitet auch Eagle Eye, IPPFA’s firmeneigenes Portfolio, wo er das Fondsmanagement übernimmt und die Investitionsbewertung, -auswahl und -strategie verantwortet.