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Toshiba ist der Testfall für Japans Corporate Governance

Das fast 150 Jahre alte japanische Unternehmen Toshiba war in den letzten Jahren umstritten – zunächst wegen eines Bilanzskandals. In jüngster Zeit folgte dann ein undurchsichtiger Streit zwischen der Unternehmensleitung und ausländischen aktivistischen Investoren. Anfang dieser Woche stimmten die Toshiba-Aktionäre gegen einen umfassenden Umstrukturierungsplan, der die Aufteilung des Unternehmens in zwei Teile vorsah.

Die Probleme des Unternehmens liegen tief in den Überzeugungen der japanischen Gesellschaft und den „Keiretsu“ – Gruppen von Unternehmen, die gegenseitige Geschäftsbeziehungen und Überkreuzbeteiligungen haben. Dabei handelt es sich um inoffizielle Gruppen, die sich in Krisenzeiten gegenseitig helfen und sich für den Nutzen der Mitglieder einsetzen. Dies wird jedoch zum Problem, wenn sich Unternehmen überschulden oder riskante Entscheidungen treffen. Zudem wird durch Keiretsus der Wettbewerb eingeschränkt, was zu geschlossenen Märkten und monopolistischen Entwicklungen führt, schreibt das kanadische Corporate Finance Institute.

In der Vergangenheit waren wiederholt Banken und andere Unternehmen eingesprungen, um Unternehmen zu retten, die in Schieflage geraten waren – UFJ etwa wurde von der Mitsubishi Tokyo Financial Group gerettet. Die Regierung drängte zudem auf die Bildung eines Konsortiums, um die Übernahme des Chipherstellers Renesas durch den amerikanischen Private-Equity-Fonds KKR zu verhindern. Toshiba ist Teil der Mitsui Keiretsu, aber dieses Mal kam die Gruppe nicht zur Rettung des Technologieunternehmens. „Die Vereinbarung der Japan Inc. War stets: ‚Ich werde dir helfen, wenn die Zeiten hart sind’“, sagt Jesper Koll, Leiter der Fondsgesellschaft WisdomTree, gegenüber der Financial Times.

Was sich in der japanischen Unternehmensführung geändert hat

Die alte Struktur der Unternehmensführung in Japan war bei ausländischen und privaten Aktionären auf großes Misstrauen gestoßen, da die unternehmerische Transparenz als unzureichend galt. 2015 führte Japan im Rahmen der „Abenomics“-Maßnahmen von Premierminister Shinzo Abe einen neuen Corporate-Governance-Kodex ein, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Im gleichen Jahr wurde der Bilanzskandal bei Toshiba bekannt, der das Unternehmen an den Rand des Bankrotts brachte.

2021 wurde der ursprüngliche Corporate-Governance-Kodex geändert, um zusätzliche Bestimmungen zur Diversität und zur Stärkung der Unabhängigkeit des Verwaltungsrats einzuführen. Einige Monate später setzten die Aktionäre der Toshiba Corp. den Vorstandsvorsitzenden Osamu Nagayama ab, Das galt als großer Sieg für die Corporate Governance des Landes. Kurz darauf stellte eine unabhängige Untersuchung jedoch fest, dass Toshiba mit Regierungsvertretern zusammengearbeitet hatte, um die Aktionäre an der Ausübung ihrer Stimmrechte zu hindern.

Die in Hongkong ansässige Investmentgruppe CLSA erklärte in einem Bericht, dass die mangelnde Bereitschaft von Investoren, sich mit dem Management auseinanderzusetzen, obwohl sie über die entsprechenden Rechte verfügen, ein Problem für die Fortschritte bei den Reformen der Corporate Governance darstellt. Der Bericht stellte fest, dass 49% der TOPIX-Unternehmen das Ziel einer Kapitalrendite von 8% über fünf Jahre nicht erreichten, aber mehrere CEOs weiterhin die Unterstützung der Mehrheit der Aktionäre genießen.

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Fortschritte, aber es bleiben Lücken

Japan versucht, sich an die internationalen Standards der Unternehmensführung anzupassen, aber einige Unternehmen geben immer noch den politischen Zielen der Regierung oder des öffentlichen Sektors Vorrang vor den Interessen der Aktionäre, sagte Harry Gunji, Analyst der Capital Group, während einer Fragerunde mit dem Titel „Japanische Unternehmensführung“: Weitere Reformen sind auf dem Weg“.

„Ein niedriges Niveau der Corporate Governance ist ein weit verbreitetes Problem bei Unternehmen der Old Economy in Japan. Die gute Nachricht ist, dass sich die Regierung dieses Problems bewusst ist“, sagte Gunji.

Eine Statistik der Capital Group zeigt, dass die Dividendenausschüttungen in Japan in den letzten Jahren zwar rapide gestiegen sind, was die Eigenkapitalrendite (ROE) für die Anleger erhöht hat. „Die meisten Unternehmen in Japan wurden früher von den Banken finanziert, so dass sie nicht wirklich verstehen, warum eine höhere Eigenkapitalrendite für die Aufrechterhaltung ihres langfristigen Wachstums entscheidend ist“, so der Capital Group-Analyst.

Aktivistische Aktionäre führen inzwischen Kampagnen gegen eine Rekordzahl japanischer Unternehmen. Im Jahr 2021 entfielen fast 26 % der weltweiten aktivistischen Aktionärskampagnen auf Japan (im Vergleich zu 6 % im Jahr 2015). Nach den USA ist das die zweitgrößte Zahl, so Lazard in einem Bericht. Die Fondsgesellschaft sagte, man betrachte den Sieg der Toshiba-Aktionäre als einen Wendepunkt, der „eine weitere Überprüfung des japanischen Corporate-Governance-Systems beschleunigen könnte“.

Entfesselte Corporate Governance in Asien

Während der Fall Toshiba aufgrund tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten zwischen den Aktionären in der Schwebe bleibt, findet ausländisches Geld langsam seinen Weg nach Japan. Im Jahr 2018 gab Warren Buffetts Berkshire Hathway bekannt, dass es 6 Mrd. USD in fünf japanische Handelsunternehmen investiert hat.

Der Direktor von EquitiesFirst Asia, Alexander Kent, sagte in einem Interview mit S&P Global Market Intelligence: „Ein roter Faden ist, dass die Corporate Governance in Asien praktisch entfesselt ist. Die Erwartungen der Anlegerschaft ändern sich. Investoren erwarten mehr von den Vorständen, Unternehmen und der Unternehmensführung. Und das geht auch von unten nach oben. Die Bevölkerung, die Verbraucher und die Arbeitnehmer haben veränderte Erwartungen an die Unternehmen“.

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