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Toyota Aktie: Stoisch, auch im Sturm

Die USA erwägen „Strafzölle“ auf japanische Autos. Als größte ausländische Automarke in den USA gilt Toyota als besonders exponiert. Eigentlich gilt Toyota als grundsolide, ebenso die Toyota Aktie.

Toyota: Erfolg, der neidisch macht

Japan zählt seit den 1980er-Jahren zu den Lieblingsfeinden von US-Präsident Donald Trump. Dementsprechend nervös blickt die japanische Wirtschaft auf die Überlegungen der US-Regierung, ausländische Autos zu einem Sicherheitsproblem zu erklären und auf dieser Grundlage Strafzölle zu erheben. Als besonders exponiert gilt hierbei Toyota, da es der größte japanische Autobauer ist und einen erheblichen Teil seines Geschäftes in den USA macht. Wieder einmal wird Toyota von seinem eigenen Erfolg überholt.

Toyota, das im späten 19. Jahrhundert aus einem Zimmereibetrieb hervorging, erfand nach dem 2. Weltkrieg Prinzipien, die heute als selbstverständliche Grundlagen der industriellen Produktion betrachtet werden: Während die Fließbandproduktion in Europa und den USA lange versuchte, mit Fehlern und Verlusten zu leben, wurden diese Probleme bei Toyota an der Wurzel gepackt: Aus der Idee heraus, Verschwendung zu vermeiden und Prozesse kontinuierlich zu verbessern entstanden Paradigmen wie die Just-in-Time-Lieferung anstelle teurer und träger Zwischenlager sowie Jidōka.

Keine Zeit für Fehler

Jidōka bezeichnet die Fehlervermeidung innerhalb des Prozesses. Dazu gehört unter anderem, dass die Prozesse so gestaltet werden, dass Fehler möglichst während der Produktion entdeckt werden und nicht erst in der nachgeschalteten Qualitätskontrolle. Weiterhin soll beim Auftreten von Fehlern unmittelbar eine Lösung gefunden werden – das Ausschließen künftiger Fehler wird wichtiger genommen, als die Aufrechterhaltung der laufenden Produktion. Soweit möglich, soll der Prozess Fehler ausschließen: Beispielsweise sollen Elemente, die nicht zusammengehören, auch nicht zusammenpassen, damit sie nicht irrtümlich verbunden werden.

Als die Autoindustrie in den 1980ern auf diese Paradigmen aufmerksam wurde und sie kopierte, antwortete Toyota mit einer Profilierung der eigenen Marke: Die vormalig als „Reiskocher“ verunglimpften Autos wurden mit ihrem Qualitätsvorteil beworben und das Image durch Design und Werbung aufgewertet. Mit den Lexus-Modellen fasste der Konzern in der Oberklasse Fuß. Heute ist Toyota gemäß dem Ranking von Interbrand die wertvollste Automarke der Welt und gilt als der profitabelste Hersteller.

Hybride Strategie

Noch vor der Jahrtausendwende erkannte Toyota, dass die Zukunft im Elektroantrieb liegen dürfte und brachte als Brückentechnologie mit dem Prius eines der ersten Hybridautos auf dem Markt – zu einer Zeit, als sich deutsche Hersteller im Dieselantrieb verrannten, der sich heute als teure Sackgasse darstellt. Auch hier entwickelte sich Toyotas Paradigma zum Branchenmaßstab. Der Gigant musste, überrascht durch die Fortschritte bei den Batterien, der Konkurrenz zuletzt sogar hinterlaufen und verspätet auch Pluginhybride anbieten – Toyota hatte damit gerechnet, dass der Nachfolger des Hybrids nicht das Batterieauto sein würde, sondern das Auto mit Brennstoffzelle.

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Während also deutsche Autobauer nach der Einigung zwischen Trump und Juncker erst einmal aufatmen, geht das Zittern für japanische Hersteller weiter. Der Time-Redakteur Fareed Zakaria sieht Donald Trump in seinem Misstrauen gegenüber Japan in den 1980er-Jahren gefangen, als dortige Produkte die Märkte überschwemmten. Heute gilt Japan als Beispiel für Stagnation. Verständlich, dass Toyota darauf hinweist, dass Zölle von 25 % die amerikanischen Konsumenten um durchschnittlich 6.000 USD je Importauto belasten würden und Arbeitsplätze bei Toyota oder seinen Vertriebspartnern gefährde. Die Alliance of Automobile Manufacturers, die sowohl inländische als ausländische Autohersteller vertritt, erwartet eine Belastung von jährlich 45 Mrd. USD.

Amerikanischer, als amerikanisch

Dabei hat gerade Toyota anscheinend seine Hausaufgaben gemacht. Das perfekt organisierte Unternehmen hat Fabriken in allen wichtigen Märkten aufgebaut. Sein Importanteil in den USA fiel dadurch seit 1980 kontinuierlich von 99% auf zuletzt 29%. Der in Kentucky gebaute Camry ist laut Handelsblatt amerikanischer, als Autos amerikanischer Marken: Es kommen besonders viele Teile aus dem Inland. Da jedoch nicht alle Teile aus dem Inland sind, würde sich selbst dieses Modell um etwa 1.800 $ je Stück verteuern. Wie unberechenbar Trumps Wirtschaftspolitik ist, zeigt das erfolgreiche SUV-Modell RAV4: Es wird unter anderem in Kanada montiert, das früher als sicherer Hafen galt und kommt so ins Getriebe der NAFTA-Verhandlungen.

Was macht die Toyota Aktie?

Ohne die angedrohten „Strafzölle“ erwartet Toyota eine Seitwärtsentwicklung auf hohem Niveau. Der weltweite Umsatz bewegt sich laut Statista seit 2014 relativ gleichmäßig zwischen 25 und 30 Mrd. JPY – etwa 200 Mrd. EUR. 2017 wurden 10 Mio. Fahrzeuge abgesetzt, Tendenz leicht steigend. Für das 1. Quartal im Geschäftsjahr 2018/2019, das zum 1. April beginnt, erfüllten sich die Erwartungen mit leichten Zuwächsen bei Stückzahlen, Umsatz und Gewinn. Höhere Umsätze vor allem in Asien, sowie Effizienzsteigerungen sind günstig für die Ertragslage. In China hat Toyota künftig einen Konkurrenzvorteil gegenüber US-Anbietern, da dort die Autozölle im Allgemeinen gesenkt, für die USA jedoch, als Vergeltung, erhöht wurden.

Nachteilig wirkt sich ein relativ starker Yen aus. Außerdem steigen in den USA tendenziell die Zinsen, was insbesondere fremdfinanzierte Autos verteuert. Eventuelle Zusatzzölle könnte Toyota nicht in ihrer Gänze an die US-Konsumenten weitergeben. Man wäre zu Preissenkungen gezwungen, mit erheblichen Folgen für den Gewinn. Bereits im Zeitraum April–Juni 2018 fielen in Nordamerika die Gewinne um 29 %, da man im schrumpfenden Markt zu Rabatten gezwungen ist. Die Toyota Aktie, die sich Ende Juni mit 58 EUR noch unweit des Dreijahreshochs bewegte, fiel zuletzt auf 54 EUR und hält sich in der Krise wacker. Das KGV wird derzeit mit ca. 8 angegeben und liegt damit höher als bei VW, Ford und Nissan (jeweils 5-6), jedoch niedriger, als bei PSA (um 9).

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