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Chinas Wirtschaft am Scheideweg

China öffnet seinen Anleihenmarkt. Über ein Programm namens Bond Connect wird eine Vielzahl chinesischer Rentenpapiere des Onshore- bzw. Inlandsmarktes an ausgewählten westlichen Börsen handelbar. Ob die Chancen dieses rund 12-Billionen-Dollar-Marktes chinesischen Anleihenmarktes aufgehen, hängt grundlegend von der weiteren Entwicklung der chinesischen Wirtschaft ab. Denn einerseits hängt von der gesamtwirtschaftlichen Lage die Zahlungsfähigkeit der Emittenten ab. Andererseits hängt von ihr auch der Außenwert des Renminbis ab, auf den chinesische Onshore-Anleihen in aller Regel lauten.

China Wirtschaft: von Mao zu Xiaoping

China, die sprichwörtliche verlängerte Werkbank der Welt, hat einen langen Weg hinter sich. Das einstmals wohlhabende und stolze Reich der Mitte verlor etwa um 1800 den Anschluss an Europa und erreichte seinen Tiefpunkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als es unter den Händen der Kolonialmächte tranchiert wurde. Mao Zedong gelang es mit einem Terrorregime, den Staat zu konsolidieren. Chinas Wirtschaft wuchs in den folgenden Jahrzehnten wieder bescheiden, selbst in den gröbsten Wirren der Kulturrevolution.

Als Vater des chinesischen Wirtschaftswunders gilt Deng Xiaoping, Chinas graue Eminenz ab 1979. Doch in der ersten Phase bis etwa 1990 wuchs das Volkseinkommen zögerlich. Für das Regime waren dies Lehrjahre. Man beschränkte seine Versuche auf Sonderwirtschaftszonen möglichst weit entfernt von Peking. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Romer sieht die Stärke dieser Zonen in der Wahlmöglichkeit und dem unmittelbaren Systemvergleich. China konzentrierte sich auf Fortschritte, die beim gemessenen BIP gerne unterbelichtet bleiben: Gesundheitswesen und Versorgungssicherheit. Doch seit den Neunzigerjahren gab es ein enormes Wachstum. Triebfeder ist bis heute die die Auftragsfertigung westlicher Produkte – und deren Kopie.

China, Wirtschaftswachstum
China, WirtschaftswachstumChina, Wirtschaftswachstum

Die Grenzen des Wirtschaftsmodells

Die Finanzkrise ab 2007 war für China geradezu ein Startzeichen zur Transformation. Einerseits zeigte sie China die eigene Stärke und wie abhängig der Westen inzwischen war. Die Volksrepublik war kaum betroffen von der Finanzkrise. Trotzdem funktionierte die Exportmaschine nicht mehr wie früher. Stufenweise war China die Fertigungshierarchie emporgeklettert. Die Billiglohnkarawane war längst nach Bangladesch oder Vietnam weitergezogen. Wirtschaftswachstum, Exportüberschüsse und ein unterbewerteter Renminbi begannen, sich mit Inflation auszuwirken. In China wurde eine Strukturkrise greifbar, der man mit einer Ausweitung der Unternehmensschulden begegnete.

China orientierte seine Wirtschaft um. Die Industrie wurde mit Maßnahmen wie der Initiative Made in China 2025 dahin gelenkt, eigene Marken aufzubauen und die Innovationskraft zu erhöhen. Die Märkte für die neuen Medien wurden mit protektionistischen Maßnahmen geschützt. Jedem US-Vorreiter wurde ein nationaler Champion gegenübergestellt: Alibaba statt Amazon, Baidu statt Google, Tencent statt Facebook. Die Binnennachfrage wurde gestärkt: Durch einen Ausbau des Dienstleistungssektors, aber auch durch besagte Schulden – mit durchwachsenem Erfolg. Die Aktienkurse in China sind seit Jahresbeginn kräftig eingebrochen.

Mittelklasse als Chinas neues Rückgrat

Dreh- und Angelpunkt der Transformation von einer Exportökonomie zu einer selbsttragenden Wirtschaft ist die Mittelklasse. Diese bildet sich in China erstaunlich schnell heraus. Mittelklasse ist im weitesten Sinne eine Schicht, deren grundlegende Bedürfnisse befriedigt sind und das Geld zum Sparen und Konsumieren übrighat. Die Weltbank macht dies an einem kaufkraftbereinigten Tagesbudget von 10 US-Dollar pro Person fest. Ab 50 US-Dollar spricht man von der Oberklasse. Von 2002 bis 2013 vergrößerte sich die chinesische Mittelschicht von vier auf 31 Prozent der Bevölkerung. Heute gehören ihr etwa eine halbe Milliarde Menschen an.

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China, BIP pro Kopf
China, BIP pro Kopf EntwicklungChina, BIP pro Kopf

Das Wachstum der Mittelschicht ist von einem Wachstum der Ungleichheit begleitet. Der Gini-Koeffizient der Ungleichverteilungen ist seit 1980 erheblich gestiegen. Hierbei ist zu bedenken, dass sich die damalige Bevölkerung gleich in der Armut war; und die regionalen Unterschiede haben zugenommen. Während das tiefste Hinterland die Industrialisierung noch kaum erreicht hat, bieten die Boomtowns Peking, Shanghai und Tianjin ihren Bewohnern nach Kaufkraftparitäten ein Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlich 9.000 US-Dollar.

Die neuen Freuden der Mittelschicht

Die Mittelschicht in China hat sich noch nicht ganz an das neue Einkommen gewöhnt: Die Sparquote beträgt 40 Prozent. Auch in Bildung wird investiert. Heute studieren mehr Chinesen im Ausland als Studenten aus irgendeinem anderen Land. Überdies hat sich China zum weltgrößten PKW-Markt entwickelt. Zudem ist China inzwischen der größte Pkw-Produzent. Mittlerweile ist die Hälfte der Chinesen online und öffnet sich so der Internetwirtschaft. Der Auslandsreisemarkt ist innerhalb weniger Jahr von 20 Milliarden auf über 250 Milliarden US-Dollar gestiegen. Die Reiseziele liegen mit Hongkong, Macao und Taiwan als Top Destinationen noch eher in der Nähe.

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