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Indien setzt im neuen Jahr auf die Entwicklung seines digitales Ökosystem. Die indische Finanzministerin Nirmala Sitharaman hat am Dienstag den Unionshaushalt 2022-23 vorgestellt und einen Wachstumsplan vorgelegt, der sich auf mehrere digitale und technologische Initiativen in Schlüsselsektoren wie Bildung, Telekommunikation, Automobil, Gesundheit und Landwirtschaft konzentriert.
Die Einführung einer digitalen Währung, die Einführung einer Steuer auf digitale Vermögenswerte, die Förderung digitaler Kompetenzen sowie die Verbesserung des digitalen Bankwesens und der Infrastruktur sind die wichtigsten Maßnahmen des Haushalts, die der indischen Wirtschaft einen großen Schub verleihen sollen.
Mit dem Haushaltsplan hat Indien auf die Wachstumsprognose für das im April beginnende Finanzjahr 2022 angekündigt: 9,2 %. Für das folgende Geschäftsjahr 2023 prognostiziert die Regierung ein Wachstum von 6,4%.
„In dem Versuch, die Wirtschaft gegen die Unwägbarkeiten der pandemiebedingten Konjunkturabschwächung zu immunisieren, konzentriert sich der Haushalt 2022-23 auf die richtige Verwendung der knappen Ressourcen für die physische und digitale Infrastruktur, um die Erholungsdynamik aufrechtzuerhalten“, kommentierte ein Bericht von Franklin Templeton die Haushaltsankündigung.
Indiens bahnbrechende Digitalisierungsinitiativen
Wie eine Handvoll anderer Länder hat nun auch Indien die Einführung einer eigenen digitalen Zentralbankwährung (CBDC), der Digitalen Rupie, angekündigt. Laut Haushaltsplan will die Reserve Bank of India (RBI) die CBDC bereits im nächsten Finanzjahr einführen.
„Die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung wird der digitalen Wirtschaft einen großen Schub geben. Die digitale Währung wird auch zu einem effizienteren und billigeren Währungsmanagementsystem führen“, sagte Sitharaman bei der Vorstellung des Bundeshaushalts.
Neben der digitalen Währung war eine weitere wichtige Ankündigung die Anerkennung von virtuellen digitalen Vermögenswerten (VDAs) wie Kryptowährungen und nicht-fungiblen Token (NFTs). Indien kündigte einen Steuersatz von 30% auf alle Einkünfte aus der Übertragung von virtuellen oder digitalen Vermögenswerten an und beseitigte damit die Zweifel am rechtlichen Status digitaler Transaktionen.
Und das, obwohl der sogenannte Krypto-Gesetzesentwurf, der Klarheit über die Rechtslage und die Vorschriften für Kryptowährungen schaffen würde, noch nicht im Parlament eingebracht wurde. Laut Sitharaman befindet sich das Gesetz noch in der Beratung.
In Anbetracht der Versuche Indiens im laufe der letzten Jahr, Kryptowährungen zu verbieten, war die Ankündigung der Krypto-Steuer für viele Branchenexperten eine Überraschung. Laut CRISIL, Indiens größtem unabhängigen Forschungsinstitut, deutet die Besteuerung von digitalen Vermögenswerten darauf hin, dass es keine unmittelbaren Bestrebungen gibt, sie abzuschaffen – was Investoren etwas Klarheit verschafft.
Ein weiterer Schritt in Richtung technologiegestützter Entwicklung ist die Ankündigung der Ausstellung von E-Pässen, d.h. die Pässe der indischen Bürger werden bald durch u.a. eingebettete Chips digitalisiert.
Mit der Gründung einer digitalen Universität, die den Zugang zu einer universellen Bildung von Weltklassequalität ermöglichen soll, treibt Indien auch die Zukunft der e-Bildung voran. Darüber hinaus wurde im Haushalt die Einrichtung eines E-Portals angekündigt, das den Bürgern die Möglichkeit geben soll, sich durch Online-Schulungen weiterzubilden, das sogenannte „Digital Ecosystem for Skilling and Livelihood“ (DESH-Stack E-Portal). In Anbetracht der pandemiebedingten Schließung von Bildungseinrichtungen plant Indien außerdem, in diesem Jahr 750 virtuelle Labore für Naturwissenschaften und Mathematik sowie 75 E-Labore für die Förderung von Fertigkeiten einzurichten.
Digitalisierung in zahlreichen Sektoren von der Automobilindustrie bis zur Solarindustrie
Mit dem Schwerpunkt auf der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs sieht der Haushaltsplan 2022 zudem die Einrichtung von 75 digitalen Bankstellen in 75 Bezirken vor. Darüber hinaus plant das Land, alle 0,15 Millionen Postämter an das Kernbanksystem anzuschließen, um Interoperabilität und finanzielle Inklusion zu ermöglichen.
Nach Ansicht der Analysten von CRISIL wird der anhaltende Fokus der Regierung auf digitalen Zahlungsverkehr und digitales Banking die finanzielle Inklusion im Land erheblich verbessern, insbesondere in den ländlichen Gebieten, während die Anbindung der Postämter an das Kernbankwesen die Marktdurchdringung vertiefen wird.
Im Hinblick auf das ehrgeizige Ziel, bis 2030 eine installierte Solarkapazität von 280 GW zu erreichen, wurde im Haushaltsplan vorgeschlagen, die Mittel im Rahmen der produktionsgebundenen Anreizregelung (Production Linked Incentive Scheme, PLI) für die Herstellung von hocheffizienten inländischen Solarzellen und -modulen von bisher 0,6 Mio. USD auf 2,6 Mio. USD aufzustocken.
Dies könnte dazu führen, dass bis 2024 30-35 GW an Solarmodulkapazitäten und 25-30 GW an Zellkapazitäten aufgebaut werden, so Hetal Gandhi von CRISIL Research, was auch die Abhängigkeit von Importen verringern wird.
Um die Nutzung von Elektrofahrzeugen im Land zu fördern, plant die indische Regierung obendrein eine Regelung zum Austausch von Batterien. „Der Privatsektor wird ermutigt, nachhaltige Geschäftsmodelle für Batterie- oder Energiedienstleistungen zu entwickeln“, sagte die Finanzministerin.
Der Haushalt 2022 sieht weiters ein PLI-Programm im Wert von 71 Mio. USD für die designorientierte Fertigung vor, um ein starkes Ökosystem für 5G aufzubauen, und kündigte die Durchführung von Frequenzauktionen an, um die Einführung von 5G im Finanzjahr 2023 zu erleichtern.
Außerdem wurden die Ausgaben für die National Digital Health Mission, die digitale Register von u.a. Gesundheitsdienstleistern und -einrichtungen, von zuvor 4 Mio. USD auf 26 Mio. USD erhöht.
Mit dem Haushalt 2022 legt Indien den Grundstein für die nächsten 100 Jahre, sagt Nilesh Shah, Group President & MD, Kotak Mahindra Asset Management.
„Der Paradigmenwechsel, der sich in der digitalen Entwicklung und in der Stadtentwicklung abzeichnete, war ein klares Signal für eine wachstumsorientierte Haltung.“
