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Indonesien hat 2021 den pandemiebedingten Einbruch umgekehrt. Für das Gesamjahr verzeichnete das Schwellenland ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,69%. Ein Jahr zuvor schrumpfte die Wirtschaft noch um 2,07%.
Das BIP-Wachstum in Indonesien, der größten Volkswirtschaft Südostasiens, lag damit nur knapp unter der Prognose des Finanzministeriums von 3,7%. Allerdings hat das Land immer noch mit dem Gegenwind, vor allem durch die Ausbreitung des Coronavirus zu kämpfen.
Nachdem Indonesien im Jahr 2020 die erste Rezession in einem Jahrzehnt verzeichnet hatte, konnte es die wirtschaftlichen Verluste im Jahr 2021 vor allem durch das Wachstum von 2,02% beim Inlandsverbrauch, welches die Hälfte des BIP ausmacht, wieder gutmachen. Das Wachstum der indonesischen Wirtschaft wurde durch die Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen, die starke Unterstützung der Regierung und die Zunahme der Exporte aufgrund steigender Rohstoffpreise begünstigt.
Allerdings ist Indonesien noch weit davon entfernt, seine BIP-Wachstumsrate von über 5% vor der Pandemie zu erreichen.
Preis-Aufwärtsrisiko und steigende Inflation
Die hohe Liquidität erzeugt durch weltweite, staatliche Konjunkturprogramme während der Pandemie hat Unternehmen zum Überleben verholfen, aber die steigende Nachfrage trägt jetzt zur Inflation bei.
In einem aktuellen Bericht von Oxford Economics heißt es, dass der indonesische Verbraucherpreisindex (VPI) Index im Februar im Jahresvergleich um 2,1% gestiegen ist, weniger als die 2,2% im Vormonat. Die Kerninflation des Landes stieg jedoch von 1,8% im gleichen Zeitraum auf 2%. Vor allem die Energieinflation stieg von 0,2% auf 1,2% an.
Oxford’s Senior Economist Sung Eun Jung sagt, dass die steigende Kerninflation auf eine steigende Nachfrage hindeutet und dass der anhaltende Krieg zwischen Russland und der Ukraine wahrscheinlich Druck auf die Lebensmittel- und Energiepreise ausüben wird. Russland ist der zweitgrößte Öllieferant der Welt.
Die Kerninflation in Indonesien ist seit fünf Monaten in Folge gestiegen und wird aufgrund der geopolitischen Probleme in Europa wahrscheinlich noch weiter steigen. ING hat in einem kürzlich veröffentlichten Bericht erklärt, dass sie mit einem Anstieg der Gesamt- und Kerninflation rechnet und prognostiziert für das Gesamtjahr eine Inflationsrate von 3,4%.
Zentralbanken auf der ganzen Welt haben eine restriktive Haltung bezüglich der Leitzinsen im Jahr 2022 eingenommen. ING erwartet, dass die Bank Indonesia ihre Leitzinsen im zweiten Quartal 2022 aufgrund einer höheren Inflationsrate und einer schwächeren Währung anheben wird. Oxford Economics prognostiziert, dass die indonesische Zentralbank ihren Leitzins in diesem Jahr um 75 Basispunkte anheben wird.
Welche Industrien treiben Indonesiens Wirtschaft 2022 an?
Obwohl Covid-19 ein Risiko bleibt, werden indonesische Aktien aufgrund der strukturellen wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2022 wahrscheinlich einen Sprung machen, während festverzinsliche Anlagen aufgrund der Straffung der Politik eine gedämpfte Performance aufweisen könnten, schreibt Schroders.
Der Vermögensverwalter geht davon aus, dass der Nachholbedarf die Inflation erhöhen und die Lieferketten unterbrechen wird. Konsum und Investments würden die wirtschaftliche Erholung in Indonesien vorantreiben werden, wenn Covid-19 nachlässt, so Schroders in einem Marktausblick.
Der Makro- und Marktausblick 2022 des Asset Managers geht davon aus, dass das mittlere bis obere Verbrauchersegment die Erholung des Konsums vorantreiben wird, während im mittleren bis unteren Verbrauchersegment das Sparen im Vordergrund stehen wird. Die Basismetallindustrie des Landes werde weiterhin höhere Investitionen verzeichnen, da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Batterien steige.
Höhere Rohstoffpreise haben die Exporte im Jahr 2021 begünstigt, und dieser Trend dürfte sich in der ersten Jahreshälfte 2022 fortsetzen, könnte aber in der zweiten Jahreshälfte unter Druck geraten, wenn die Importe wieder anziehen, schätzt Schroders.
Das Beratungsunternehmen Asia Perspective sieht in seinem Investmentausblick für Indonesien die digitale und grüne Wirtschaft als wichtige Wachstumssektoren. Im Jahr 2021 hat das Land Singapur als Südostasiens am stärksten investierte digitale Wirtschaft überholt, so der Ausblick des Beratungsunternehmens. Laut dem neuesten SEA e-Conomy Report von Google, Bain und Temasek soll die digitale Wirtschaft Südostasiens bis 2025 voraussichtlich auf 363 Mrd. USD anwachsen. Fast die Hälfte des Wachstums soll aus Indonesien kommen.
Außerdem wird erwartet, dass Indonesiens grüne Wirtschaft in diesem Jahr einen Aufschwung erleben wird, wobei die Elektrofahrzeugindustrie eine Schlüsselrolle spielen soll. Um den Rohstoffreichtum des Landes besser zu nutzen, hat die indonesische Regierung 2019 Pläne vorgestellt, die das Land zu einem voll integrierten Zentrum für Elektrofahrzeugbatterien machen sollen – vom Bergbau über die Verarbeitung bis hin zum Recycling der Batterien. Indonesien ist der weltweit größte Nickelproduzent – das Metall ist ein wichtiger Bestandteil von E-Fahrzeugbatterien.
Laut Asia Perspective hat Indonesien jedoch nur begrenzten Zugang zu grüner Finanzierung und Technologietransfer. „Um diese Herausforderungen zu bewältigen, strebt die Regierung eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit an, die Indonesien dabei helfen könnte, den Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu schaffen.“ In diesem Jahr sollen mehrere Projekte anlaufen.
